Ein Besuch bei Rudi Vennhaus in Verl

von Werner Müller

Die Verabredung für einen Besuch bei Rudi Vennhaus in Verl stand seit vielen Wochen fest. Kennengelernt haben wir uns bei einer unserer offenen Siegerlandschauen. Er gewann einige Male mit seinen eleganten Schau-Wellensittichen die Schau. An einen Schausieger von Rudi aus dem Jahr 2005, einen aufgehellten weißen Hahn, kann ich mich noch sehr gut erinnern. Ich habe selten einen so ausgewogenen und eleganten Wellensittich in der Zeit danach gesehen. Es gibt immer mal wieder solche Wellensittiche, die einfach ihrer Zeit voraus sind.

 

Erstklassiges Wetter im November und die Vorfreude, bei Rudi erstklassige Wellensittiche vorzufinden und abzulichten, beflügelten mich und meine Frau zwei Stunden Fahrtzeit zu einem Vergnügen werden zu lassen. Wir wurden sehr herzlich von der Familie Vennhaus begrüßt und nach einem ausgezeichneten Mittagessen hab ich mich mit Rudi über seine Erfahrungen in der Wellensittich-Zucht unterhalten. Er erzählte mir, dass alles im Jahr 1974 mit Kanarien angefangen hatte, zwei Jahre später kamen dann Wellensittiche in "Hansi-Bubi-Größe" hinzu.  

 

1984 war sein Interesse an Standardwellensittichen endgültig geweckt und folgerichtig trat er 1989 in die AZ-DWV ein. Im Jahre 1990 begann die Familie Vennhaus mit dem Hausbau. Ab dem Zeitpunkt waren auch die Räumlichkeiten vorhanden, um eine ernsthafte Wellensittich-Zucht zu starten, und die ersten Standardwellensittiche wurden angeschafft. In diesem Zusammenhang erwähnte er Raimund Brinkmann, seinen damaligen Mentor, dem er besonders in den Anfangsjahren viel zu verdanken hatte.

 

Rudi verfügt über zwei Zuchträume - einer wurde über dem Garagenbereich eingerichtet, der zweite Zuchtraum befindet sich ebenerdig im Gartenbereich mit einer großzügigen Außenvoliere. Man merkt vor allem, dass Rudi ein erstklassiger Handwerker ist. Mit viel Geschick sind Flugvolieren, Trainings- und Zuchtboxen gebaut und angeordnet.

 

Die erste Ausstellung mit seinen Vögeln besuchte er 1994. Auf meine Frage, wie wichtig Ausstellungen für ihn sind, antwortete er, dass Ausstellungen bei ihm einen hohen Stellenwert haben, nur hier ist der unmittelbare Qualitätsvergleich mit anderen Züchtern möglich. Besonders Anfängern im Hobby empfiehlt er, vermehrt solche Ausstellungen zu besuchen. Das Hobby Wellensittich-Zucht würde bei Wegfall solcher Ausstellungen wenig Sinn machen und erheblich an Reiz verlieren.

 

Über seine Fütterungsmethode erfuhr ich folgendes: 

Seit 22 Jahren verwendet er seine eigene Futtermischung, die aus einer Grundmischung von Versele Laga besteht. Zusätzlich kommt noch ein hoher Anteil an Kanariensaat und Japanhirse hinzu. Entsprechend variieren in der Zuchtzeit bzw. in der Ruhephase Negersaat, wilde Hirse und Derbyhafer. Sein Keimfutter stellt er ebenfalls selbst her, es wird während der Zucht-Saison regelmäßig täglich gereicht, in der übrigen Jahreszeit entsprechend weniger. Sein Keimfutter besteht zu 50% aus seiner Körnerfuttermischung plus Derbyhafer, geringen Mengen an Katjangbohnen, Weizen und Darikorn. Vor einigen Jahren haben ihm die re-scha-Produkte von Ulrich Schäfer bei einem rätselhaften Jungvogelsterben sehr geholfen. Seit dieser Zeit kommen Produkte von re-scha, auch was Vitamine und Futterzusätze angeht, regelmäßig zum Einsatz.

  

Zum Thema Federprobleme bei unseren Wellensittichen äußerte er sich wie folgt:

"Wir sollten in der Wellensittich-Zucht den Mut haben, mindestens zwei Schritte zurückzugehen und in keinem Fall versuchen, unseren Sittichen noch mehr Länge oder Größe anzuzüchten. Wir sollten äußerst vorsichtig mit dieser langen, groben Feder umgehen, für unser schönstes Hobby wäre es eine Katastrophe, würde man diese Monster-Vögel vermehrt auf unseren Ausstellungen sehen.

Die Bestrebungen in unseren Zuchtzielen für die Zukunft sollte der ausgewogene Wellensittich mit einem schönen runden Kopf, harmonischen Übergängen in Hals, Nacken und übrigem Körper sein. Auf farblich schöne, ausgewogene Wellensittiche sollten wir in Zukunft Wert legen und ein solcher moderner Ausstellungsvogel dürfte ruhig ein bis zwei Zentimeter in der Länge kürzer sein."

Ich habe in seinem Bestand viele Normalvögel in den verschiedensten Farben beobachtet, der Weiteren A-Schecken, Spangles, Aufgehellte, Lacewings und einige wenige Opaline. Rudi verfügt über eine sehr hohe Qualität bei seinen Wellensittichen. Er zeigte mir dann schon einige Nester mit vielversprechenden Jungen.

 

Um die Qualität in seinem Stamm zu halten und auf hohem Niveau zu festigen, züchtet er pro Jahr zwischen 150 - 200 Wellensittiche. Da Rudi neben der Landes- und Bundesschau mindestens noch zwei bis drei andere Schauen besucht, ist es erforderlich, diese Zuchtzahlen jedes Jahr anzustreben.

 

Rudi ist bisher auf Ausstellungen, angefangen vom Europa-Championat, AZ-Bundesschauen und -Landesschauen recht erfolgreich gewesen. Hier errang er bisher 5 Landessieger neben 52 Landesgruppensiegern. Bei der offenen Siegerlandschau gewann er dreimal mit seinen Wellensittichen. Sein jüngster Erfolg datiert aus dem Jahr 2011, er stellte beim Nordsee-Championat den Besten Wellensittich der Schau.

 

Die Zukunft unseres Hobbys, damit verbunden Nachwuchssorgen und was man in einer Vogelzucht absolut vermeiden sollte, waren weitere Themen, die aber aus Zeitmangel an diesem Samstag auf der Strecke blieben. Aber sie werden irgendwann im nächsten Jahr an dieser Stelle nachgeholt. Mit Kaffe und Kuchen haben wir dann am sehr späten Samstagnachmittag den Tag ausklingen lassen.

Meine Frau und ich sagen für die hervorragende Bewirtung und einen sehr angenehmen Tag bei der Familie Vennhaus in Verl herzlichen Dank. Wir hatten von Anfang an das Gefühl, bei Freunden zu sein.

Verl, im November 2011


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